„Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute und sage ganz herzlichen Dank für alles, was Sie für die Lebenshilfe getan haben.“
Mit diesen Worten verabschiedete Lebenshilfe-Geschäftsführerin Esther Hofmann im Rahmen einer kleinen Abschiedsfeier Monika Illerhaus, die fast drei Jahrzehnte lang für die Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V. Kreisvereinigung Lindau im Sekretariat der Geschäftsführung für Organisatorisches und Öffentlichkeitsarbeit tätig war.
Ein emotionaler Abschied für Kolleginnen und Kollegen sowie viele in der Lebenshilfe betreute Menschen mit Behinderung, die Monika Illerhaus über all die Jahre als äußerst engagierten und einfühlsamen Menschen kennen und schätzen gelernt hatten. „Die Lebenshilfe ist mir so sehr ans Herz gewachsen“, erklärte die künftige Ruheständlerin sichtlich bewegt. „Vor allem die vielen lieben Menschen, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte.“
Langweilig wird der passionierten Harfenspielerin nun aber zweifellos nicht werden. Zunächst möchte sie die freien Tage in Ruhe auf sich zukommen lassen, um sich mit dem neuen Lebensabschnitt anzufreunden. Doch sie verspüre bereits eine große Vorfreude darauf, ihre Pläne für den Ruhestand umsetzen. Malen, Musizieren und viel Zeit mit den Enkelkindern zu verbringen klingt dann in der Tat auch nach einem wunderbaren Plan.
Die Lebenshilfe Lindau und alle Wegbegleiter wünschen dafür von Herzen Gesundheit und viel Freude.
Michael Wollny, der die Nachfolge von Monika Illerhaus angetreten ist, hat mit seiner Vorgängerin kurz über ihre Zeit bei der Lebenshilfe Lindau gesprochen.
“Wirkliche Inklusion findet erst dann statt, wenn man darüber nicht mehr berichten muss.”
Liebe Monika, 27 Jahre lang warst Du für die Lebenshilfe in der Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Was überwiegt: die Freude auf den wohlverdienten Ruhestand oder die Wehmut über den Abschied von der Lebenshilfe?
Ich würde sagen, die Freude überwiegt, da ich schon über viele Jahre eine sehr intensive Arbeit hatte. Ich freue mich sehr darauf, das Tempo rauszunehmen und vorwiegend die Dinge zu machen, die mir Freude machen. Wehmut gibt’s aber ganz bestimmt, da ich so viele so liebe Kolleginnen und Kollegen habe, die die Arbeit sehr unterstützt haben, mit denen es einfach ein wunderschönes herzliches Zusammenarbeiten war. Wir sind wirklich ein tolles Team!
Wenn man fast drei Jahrzehnte seinem Job treu bleibt, dann muss etwas Besonderes daran sein. Was war für Dich das Besondere an Deiner Arbeit bei der Lebenshilfe?
Das Besondere ist die Sinnhaftigkeit, man weiß, wofür man etwas tut. Es sind unsere Betreuten in den Einrichtungen, denen ich im weiteren Sinne mein ganzes Engagement gewidmet habe, die mir auch im Lauf der Jahre ans Herz gewachsen sind. Ich konnte meine Kreativität einsetzen, konnte mit den Spendeneinsätzen viel Gutes vermitteln, das war schon etwas Besonderes.
An Menschen, die ihr Leben mit einer Behinderung meistern, beeindruckt oftmals, wie viel Optimismus und Lebensfreude sie ausstrahlen. Inwiefern hat das Deinen Blick aufs Leben und auf Alltagssorgen beeinflusst?
Das hat mich sehr beeindruckt. Ich habe großen Respekt vor der Lebensleistung derer, die ihr Leben mit einer Behinderung meistern. Ihre Fröhlichkeit und Zuversicht sind bemerkenswert und sie lassen eigene Alltagsprobleme meist nichtig erscheinen. Eine ehrliche, klare Rückmeldung in Gesprächen ist erfrischend und man kann gut damit umgehen.
Die Lebenshilfe setzt sich eine inklusive Gesellschaft als Ziel. Wo meinst Du, befinden wir uns im Jahr 2024 auf diesem Weg zum Ziel?
Wir sind auf einem guten Weg, aber es geht langsam voran. Die Inklusion findet in den Köpfen der Menschen statt, und ein Umdenken geschieht nicht so schnell. Nur wenn Inklusion vorgelebt wird, kann das wohlwollende Nachfolger finden. Wirkliche Inklusion findet erst dann statt, wenn man darüber nicht mehr berichten muss, erst dann ist es selbstverständlich. Und das ist noch ein langer Weg. Generell ist Toleranz so wichtig. Menschen anzunehmen wie sie sind, das würde dem gesellschaftlichen Zusammenleben wirklich guttun.
Du hast bei der Lebenshilfe viel erlebt, es gab zweifellos zahlreiche Highlights. Wenn Du Dich für die Top 3 entscheiden müsstest, welche drei Momente aus 27 Jahren wären das?
Nummer 1 ist der ganz besondere Moment beim Therapeutischen Reiten, bei dem eines der Therapiepferde auf ein Kind im Rollstuhl zuging, das nicht auf ein Pferd sitzen konnte. Das Therapiepferd näherte sich langsam, zupfte an den Haaren links am Kopf des Kindes, dann rechts, es war vorsichtig und zärtlich. Das Mädchen gluckste und strahlte vor Freude. Dieser magische Moment war so besonders, das hat meine Seele tief berührt.
Erlebnis Nummer 2 war der Besuch der „Jungen Zillertaler“ und auch der des „Bayrischen Hias“ Franz Huber. Bei beiden Veranstaltungen sah ich so viel Lebensfreude, Glücksmomente und Strahlen, das kann man nicht beschreiben. Wenn Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen oder im Fernsehen bekannt sind, sich die Zeit nehmen, für unsere Werkstattmitarbeiter Live-Musik zu machen, dann ist das große Wertschätzung. „Die spielen extra für uns!“, erinnere ich mich an einen Ausruf damals.
Und Highlight Nummer 3?
Das sind die Einblicke in die Lebensgeschichten von einigen unserer Betreuten. Sie haben mich teilhaben lassen an ihrem Leben, haben von traurigen und fröhlichen Zeiten berichtet. Sie haben ihr fröhliches Naturell nicht verloren und freuen sich an dem, was sie haben. Diese Zufriedenheit hat mich sehr beeindruckt.
Du wirst Dich in Deinem Ruhestand sicherlich nicht langweilen. Wie sehen Deine Pläne aus?
Ich werde mir bestimmt mehr Zeit für meine Enkelkinder nehmen, da freue ich mich sehr drauf. Ich werde ganz bestimmt ganz viel in der Natur sein, sehr gerne im Wald. Besonders freue ich mich auch darauf, mehr Harfe spielen zu können, auch mit mehreren Harfenmädels zusammen. Ganz sicher werde ich auch Malen und Schreiben, so wie der „Flow“ mir zuflüstert. Wenn dann noch der eine oder andere ehrenamtliche Einsatz ruft, kann ich mir auch das vorstellen. Vor allem versuche ich, jeden Moment zu genießen, den das Leben mir schenkt.
Liebe Monika, die gesamte Lebenshilfe Lindau und die Werkstätten wünschen Dir dafür von Herzen alles Liebe und Gute.
Michael Wollny
Öffentlichkeitsarbeit
michael.wollny@lh-lindau.de
EINFACHE SPRACHE:
Die Lebenshilfe Lindau verabschiedet Monika Illerhaus. Sie war fast 30 Jahre bei der Lebenshilfe. Ihr Abschied war herzlich. "Die Lebenshilfe und die Menschen sind mir wichtig", sagte Monika Illerhaus. Sie geht nun in Rente. Sie möchte zuerst entspannen. Dann wird sie malen und Harfe spielen. Und sie will mit ihren Enkelkindern Zeit verbringen. Die Lebenshilfe wünscht ihr viel Gesundheit und Freude.