Leichte Sprache
Natürlich. Gemeinsam.

Behinderung? Einschränkung? - Ja, was denn nun, MENSCH!

Peter, Alex und Maximilian: Drei Menschen beim Wandern.

Manche Kalender weisen den heutigen 3. Dezember als “Internationalen Tag der Behinderten” aus. Wikipedia ist da schon weiter und spricht korrekt vom “Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen”. Hier geht es um keine sprachliche Nuance, es geht ums Wesentliche: Es geht um Menschen. 

Sprache verändert sich mit dem Lauf der Zeit und den Menschen, die auf diesem Zeitstrahl des Lebens kommen und gehen. Das war schon immer so und es wäre gut, wenn es auch so bliebe. So ist das Gendern etwa kein “woker Unsinn”, sondern schlichtweg das Recht von Frauen auf Sichtbarkeit in Wort und Schrift.

Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff der “Behinderung." Auch das ist keine sprachliche Endstation, sondern nur ein Zwischenhalt. 

Und so hat sich die Bundesvereinigung Lebenshilfe intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Bezeichnungen Menschen gerecht werden, die bisher häufig in die Schublade „geistig Behinderte“ einsortiert wurden.

Anlass dafür war der klare Wunsch vieler Menschen, die den bestehenden Begriff als verletzend, abwertend und ausgrenzend empfinden.

In einem bewussten Prozess diskutierten Selbstvertreter*innen, Eltern, Angehörige und Fachleute gemäß dem Leitsatz „Nichts über uns ohne uns“ über ein Jahr lang darüber, welche Formulierungen respektvoll und zeitgemäß sind. Grundlage der Diskussion war eine große Befragung: Rund 1.300 Betroffene hatten darin ihre Sichtweisen auf das Thema geschildert.

Das Ergebnis zeigte eindeutig, dass es zwar nicht die eine perfekte Bezeichnung gibt, einige Begriffe jedoch von vielen Menschen als diskriminierend wahrgenommen werden. Die größte Zustimmung erhielt die Formulierung „Mensch mit Unterstützungsbedarf“.

Die Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung Lebenshilfe hatte daher jüngst beschlossen:

Künftig wird in der Regel von „Menschen mit Unterstützungsbedarf“ gesprochen.
Dort, wo eine präzisere Beschreibung notwendig ist – beispielsweise gegenüber Behörden oder Ministerien – kann ergänzend der Begriff „Menschen mit Unterstützungsbedarf und kognitiver Beeinträchtigung“ verwendet werden.

Eine weitere sinnvolle Entwicklung von Sprache. Ein nötiger Schritt hin zu einer wertschätzenden und inklusiven Sprache. 

Worte prägen das Verhalten. Das Verhalten prägt die Haltung. Und aus der Haltung erwächst Respekt. Eine elementare Voraussetzung für eine vielfältige, inklusive Gesellschaft.

Es ist daher richtig und wichtig, wenn die Sprache mit dem Zeitgeist geht und sich neue Begriffe durch Wiederholung auf Wiederholung mit der Zeit etablieren. Die Vision einer inklusiven Gesellschaft ist ein Ziel, dem wir uns in Etappen nähern. 

Von Behinderten über Menschen mit Behinderung und Menschen mit Unterstützungsbedarf bleibt am Ziel dieses Weges hoffentlich nur die klarste und logischste Bezeichnung übrig: Menschen.

EINFACHE SPRACHE:
Heute ist ein wichtiger Tag.
Es geht um Menschen mit Behinderung.
Viele Menschen mögen dieses Wort nicht.
Sprache verändert sich mit der Zeit.
Viele wollen respektvolle neue Wörter.
Die Lebenshilfe fragte viele Betroffene.
Am besten fanden sie „Unterstützungsbedarf“.
Dieser Begriff wird jetzt meist genutzt.
Sprache soll Menschen nicht verletzen.
Am Ende sind wir alle Menschen.


Michael Wollny
Öffentlichkeitsarbeit
michael.wollny@lh-lindau.de